Gasregler und Gasschlauch tauschen – auch wenn sie noch funktionieren?
Ob am Grill, am Heizstrahler oder im Wohnwagen: Viele nutzen ihre Flüssiggasanlage über Jahre hinweg – ohne die Gasschläuche oder Druckregler je auszutauschen. Schließlich funktioniert doch alles problemlos. Doch genau hier liegt ein unterschätztes Risiko. Denn gesetzliche Normen und technische Regeln geben klare Austauschfristen vor – unabhängig vom äußeren Zustand. Warum das so ist und welche Fristen gelten, zeigt dieser Beitrag.
Warum Gasregler und Gasschlauch tauschen – auch wenn sie noch funktionieren?
Viele Nutzer verlassen sich auf den äußeren Zustand ihrer Flüssiggasanlagenkomponenten: Der Gasregler zeigt keine äußerlichen Abnutzungserscheinungen, der Gasschlauch wirkt flexibel und hat keine Risse, die Anlage funktioniert. Warum also tauschen, wenn alles einwandfrei läuft? Die Antwort ist einfach: Sicherheit.
Gasregler und Schläuche unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess – selbst wenn sie selten benutzt werden oder keine sichtbaren Schäden aufweisen. Materialermüdung, UV-Strahlung, Temperaturwechsel und Gasdruck hinterlassen mit der Zeit Spuren, die oft erst bei genauer technischer Prüfung erkennbar sind.
Die DGUV-Regel 110-010, DIN EN 16129 oder diverse DVGW-Arbeitsblätter sowie andere Vorschriften geben daher fixe Austauschintervalle vor – unabhängig vom Zustand oder der Nutzungshäufigkeit. Diese vorsorgliche Maßnahme schützt vor gefährlichen Undichtigkeiten, Gaslecks oder sogar Explosionen. Der Austausch mag lästig erscheinen, ist aber ein entscheidender Beitrag zur Sicherheit – ob im Garten, beim Camping oder in der gewerblichen Nutzung.
Sieht der Gasschlauch so aus, gibt es gar keine Diskussion, ob ein Austausch fällig ist. Und unabhängig davon, wie er aussieht: Es gibt eine fixe Austauschfrist, an die sich jeder halten muss!
Austauschpflicht: Was für Gasregler und Gasschläuche gilt
Der Austausch von Druckreglern und Gasschläuchen ist keine Empfehlung – er ist in zahlreichen Vorschriften klar geregelt. Dabei ist häufig die Norm DIN EN 16129 genannt, die europaweit gültige Anforderungen an Druckregler für Flüssiggas formuliert. Allerdings enthält sie keine direkte Vorgabe zu festen Austauschfristen – also kein „nach zehn Jahren tauschen“. Stattdessen spricht sie die Empfehlung aus, nach 10 Jahren zu tauschen.
Die wirkliche Vorgabe der „10-Jahres-Regel“ für Druckregler und Gasschläuche basiert auf:
- DGUV-Regel 110-010, die für gewerbliche Anwendungen gilt, z. B. in Gastronomie, auf Baustellen oder bei mobilen Verkaufsständen
- DVGW-Arbeitsblatt G 607, das für Flüssiggasanlagen in Freizeitfahrzeugen verbindlich ist
- DVGW-Arbeitsblatt G 608, das den Betrieb und die Prüfung von Flüssiggasanlagen auf kleinen Wasserfahrzeugen regelt – insbesondere relevant für Boote mit Flüssiggasversorgung
- DVGW-Arbeitsblatt G 612, das sich mit ortsveränderlichen Flüssiggasanlagen im Freizeitbereich zur Nutzung im Freien befasst – z. B. beim Gasgrill im Garten oder Terrassenstrahler
Nur das Herstellungsdatum ist entscheidend, nicht der Zeitpunkt des Einbaus: Es ist in der Regel auf dem Typenschild des Reglers oder auf den Schlauchaufdrucken und zusätzlich auf den gelben Schlauchanhängern zu finden.
Für spezifische Anwendungen, hier im Bild: eine Gasdruckregelanlage für Campingfahrzeuge, gibt es auch bestimmte Regelwerke. Für Flüssiggasanlagen in Freizeitfahrzeugen ist das beispielsweise das DVGW-Arbeitsblatt G 607.
Ist dieses nicht mehr lesbar oder fehlt, sollte das Bauteil vorsorglich ersetzt werden. Zusätzlich wichtig ist die CE-Kennzeichnung mit zugehöriger vierstelliger Prüfstelle – ein Hinweis auf die normkonforme Herstellung und Prüfung.
Wer sich an diese Regelwerke und Herstellerangaben hält, erfüllt nicht nur die rechtlichen Vorgaben, sondern sorgt auch aktiv für mehr Sicherheit – sei es im privaten oder gewerblichen Einsatz. Der regelmäßige Blick auf Herstellungsdatum und Kennzeichnung ist daher eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme.
Wie oft müssen Gasregler und Gasschläuche wirklich getauscht werden?
Die Austauschfristen für Druckregler und Gasschläuche sind je nach Anwendungsfall in verschiedenen Regelwerken verbindlich oder empfohlen dokumentiert. Sie gelten unabhängig davon, ob die Komponenten äußerlich noch intakt wirken. Die wichtigsten Fristen sind:
- 10 Jahre für Druckregler – gemäß Herstellerangaben und bestätigt durch Regelwerke wie die DGUV Regel 110-010, DVGW G 607, G 612. Dies gilt für Anwendungen im Gewerbe, Caravaning, Mobilheim und Camping.
- 10 Jahre für Schlauchleitungen – dies ist ebenfalls einheitlich durch verschiedene Regelwerke wie die G 612, G 607, TRF und die DGUV Regel 110-010 dokumentiert.
Die Austauschfrist beginnt immer mit dem Herstellungsdatum.
Für den gewerblichen Einsatz (z. B. Gasgrills im Gastronomiebereich, Heizstrahler auf Märkten, mobile Verkaufsstände) ist die Einhaltung der Fristen durch die DGUV Regel 110-010 verpflichtend und wird auch bei Prüfungen entsprechend kontrolliert.
Auf dem Typschild steht ganz unten das Herstelldatum des Druckreglers – an diesem kann man sich orientieren.
Sonderfall Boote und Wasserfahrzeuge
Während mittlerweile nahezu bei allen Anwendungsfällen eine Austauschfrist von 10 Jahren gilt, verhält es sich im Marinebereich bei Booten, Schiffen und Wasserfahrzeugen etwas anders. Folgende Austauschfristen gelten:
- 6 Jahre für Druckregler und Gasschläuche – gilt für die rein private Nutzung von Wasserfahrzeugen gemäß DVGW-Arbeitsblatt G 608
- 9 Jahre für Druckregler – gilt für die gewerbliche Nutzung (zum Beispiel Bootsverleih mit gecharterter Crew) gemäß DGUV-Regel 110-006
- Gasschläuche müssen für die gewerbliche Nutzung gemäß DGUV-Regel 110-006 in angemessenen Zeitabständen ausgewechselt werden
Praxisbeispiele: Wann Sie tauschen müssen
Beispiel 1: Caravaning
In Wohnmobilen oder Wohnwagen sind Flüssiggasanlagen weit verbreitet – etwa für Heizung, Kochen oder Kühlschrank. Laut DVGW-Arbeitsblatt G 607 müssen hier sowohl Druckregler als auch Gasschläuche nach spätestens zehn Jahren ausgetauscht werden. Diese Vorschrift gilt unabhängig davon, ob das Fahrzeug nur saisonal oder ganzjährig genutzt wird.
Beispiel 2: Grillen im Garten oder auf dem Campingplatz
Ein Gasgrill wird im Freien betrieben – oftmals viele Jahre mit dem gleichen Anschlusszubehör. Die DVGW G 612 schreibt jedoch vor: Auch bei rein privater Nutzung im Garten müssen Druckregler und Gasschläuche spätestens alle zehn Jahre ersetzt werden. Das schützt vor Gasaustritt wegen Materialalterung durch Sonne und Witterung.
Beispiel 3: Heizen mit Flüssiggas im Außenbereich
Ob Heizpilz auf der Restaurantterrasse oder Heizstrahler beim Weihnachtsmarkt – gerade in der Gastronomie oder bei gewerblicher Nutzung ist besondere Sorgfalt gefragt. Hier greift die DGUV Regel 110-010, die vorschreibt, dass Regler und Schläuche spätestens zehn Jahre nach Herstellung auszutauschen sind. Die Fristen sind verbindlich und werden im Prüfgrundsatz 310-005 berücksichtigt.
Bei Heizpilzen auf Restaurantterrassen gilt nach der DGUV Regel 110-010 ein Austausch des Reglers und des Schlauches nach spätestens zehn Jahren.
Beispiel 4: Betrieb eines Gasherds im Gebäude
Egal ob Anwender den Gasherd in der heimischen Küche oder in einer professionellen Gastroküche einsetzen – die sicherheitsrelevanten Anforderungen bleiben ähnlich: Auch bei Innenanwendungen gelten die festgelegten Austauschfristen für Druckregler und Gasschläuche. In der privaten Küche ist es ratsam, die Komponenten spätestens nach zehn Jahren zu ersetzen, bei Schlauchleitungen ist es Pflicht – eine Maßnahme, die in der Regel auf den Herstellerangaben und den TRF basiert. In gewerblichen Küchen greift die DGUV Regel 110-010, welche den Austausch nach zehn Jahren für beide Komponenten verbindlich vorschreibt. Besonders bei hoher Nutzungsfrequenz und thermischer Belastung ist eine wiederkehrende Dichtheitsprüfung und der rechtzeitige Austausch ein wichtiger Beitrag zur Betriebssicherheit.
Beispiel 5: Flüssiggasanlagen auf Booten
Auch in der privaten Freizeitschifffahrt kommen Flüssiggasanlagen regelmäßig zum Einsatz – etwa zum Kochen oder Heizen an Bord. Was viele nicht wissen: Für Boote und kleine Wasserfahrzeuge gelten eigene Vorgaben. Laut DVGW-Arbeitsblatt G 608 müssen Druckregler und Gasschläuche bei privater Nutzung bereits nach sechs Jahren ersetzt werden. Diese kürzere Frist berücksichtigt die besonderen Belastungen durch Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und dadurch mögliche verstärkte Korrosion. Wer sein Boot sicher betreiben möchte, sollte diese Frist unbedingt im Blick behalten.
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Was passiert, wenn man die Austauschfristen ignoriert?
Wer die vorgeschriebenen Austauschfristen für Druckregler und Gasschläuche ignoriert, riskiert weit mehr als nur eine Abweichung von der Norm. Die möglichen Folgen reichen von versicherungsrechtlichen Problemen bis hin zu ernsthaften Sicherheitsrisiken:
- Versicherungsschutz entfällt: Kommt es zu einem Unfall – etwa durch ein Gasleck und eine daraus resultierende Verpuffung oder Explosion – und stellt sich heraus, dass veraltete Komponenten im Einsatz waren, kann die Versicherung Leistungen verweigern. Besonders kritisch ist das im gewerblichen Bereich.
- Potenzielle Sicherheitsrisiken: Wie bei anderen Medien – etwa Strom oder Wasser – kann auch bei Flüssiggas eine unachtsame Nutzung zu gefährlichen Situationen führen. Alte Schläuche oder Regler können porös oder undicht werden, was im ungünstigsten Fall zu Gaslecks führt. Diese entwickeln sich oft schleichend und bleiben lange unbemerkt. In ungünstigen Umständen – besonders in geschlossenen Räumen – besteht dann ein erhöhtes Risiko für Unfälle oder gesundheitliche Beeinträchtigungen.
- Beanstandung bei Prüfungen: Bei der regelmäßigen Gasprüfung (z. B. nach DVGW G 607 im Caravan oder nach DGUV-Vorgaben im Gewerbe) wird der Zustand der Anlage kontrolliert und auf Funktion geprüft. Überschrittene Fristen führen zur Beanstandung und können zum Betriebsverbot oder zum Verlust der Betriebserlaubnis führen.
Kurzum: Wer auf den Austausch verzichtet, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere – und steht im Schadensfall mitunter ohne rechtliche Absicherung da.
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Fazit: Kleine Maßnahme, große Wirkung
Gasregler und Gasschläuche verrichten oft jahrelang unauffällig ihren Dienst – doch wie bei elektrischen Leitungen oder Wasserrohren ist auch bei Flüssiggasanlagen Achtsamkeit gefragt. Wer die Austauschfristen kennt und beachtet, leistet einen aktiven Beitrag zur Sicherheit im eigenen Zuhause, beim Camping oder im Gewerbebetrieb.
Der Austausch ist technisch unkompliziert, mit geringen Kosten verbunden – und kann dennoch gravierende Gefahren verhindern. Die wichtigsten Regelwerke wie die DGUV 110-010, G 607, G 608 oder G 612 geben klare Fristen vor und schaffen Orientierung.
Unser Tipp: Wer regelmäßig die Dichtheit prüft, die Gasanlage überprüfen lässt und das Herstellungsdatum im Blick behält und Komponenten bei Bedarf ersetzt, schafft sich eine langfristig sichere Gasversorgung.